Gestern mal wieder im Neanderthal Museum gewesen. Und mich wieder gefreut. Ist es doch einer der besten Orte, Evolution zu erleben.
Und das liegt vor allem am sehr gut aufgebauten Ausstellungskonzept. Es beginnt mit der Geschichte des Neandertalers, also der Entdeckung und Wiederentdeckung des Neandertaler Skeletts. Vorbei geht es an einer gigantischen Sanduhr und schon ist man mitten im Thema und wird mit einer naturalistischen Darstellung einer typischen Vertreterin der Hominidengattung Australopithecus konfrontiert. Die Reihe wird durch verschiedene Vertreter der menschlichen Entwicklung fortgesetzt, bis man sich selber als Homo sapiens sapiens exponieren kann.
So hat man direkt schon einmal eine Einordnung in die eigene Entwicklungslinie und kann sich mit den eigentlichen Ausstellungsinhalten auseinandersetzen.
Gelungene Gegenüberstellungen
Im Verlauf des Besuchs werden verschiedene Aspekte der menschlichen Existenz dem Leben der Neanderthaler gegenübergestellt. Die Themenbandbreite reicht von existentiell-technischen Aspekten wie Nahrung, Jagd, und Werkzeugen bis hin zu kulturellen Fragestellungen (Spiritualität und Mysthik, Malerei und Musik, aber auch der Komplex Aggression ist integriert).
Dies bewirkt in mir eine Verstärkung der Erkenntnis des EvoDevo-Prinzips; es hat etwas seltsam Berührendes in sich – beinahe tröstlich. Das macht mich wiederrum skeptisch – weil’s an Sakralität heranreicht 😉
Das Tröstliche besteht für mich darin wahrzunehmen, wie kurzfristig doch das Zeitbewusstsein (der Referenzrahmen) unserer alltäglichen Muster ausgeprägt ist. Um so wichtiger sind solche Einrichtungen wie das Neanderthal Museum, um die Relativität und Konnektivität unserer Zivilisationsschichten zu vergegenwärtigen.
Außerdem ist es den Austellungsmachern gelungen, den Aufbau Kinder-/Familientauglich zu gestalten. An den entsprechenden Stationen sind kindgerecht aufbereitete Inhalte per Kopfhörer erfahrbar. Die Eltern haben dann genug Zeit, in Ruhe die Exponate zu sehen, lesen, nach zu denken ^^
Zu guter Letzt gibt es im Untergeschoß wechselnde Ausstellungen. Aktuell zum Thema Wölfe – eine exzellente Gelegenheit dem Sohnemann die Relativität von Gut und Böse (im Sinnbild des Wolfes) zu vermitteln.
Jetzt gehe ich erstmal die Sonne anheulen 8)